Fit für die Zukunft: Elektromobilität neu denken

Wer an die Zukunft denkt, hat womöglich intelligente Roboter im Kopf. Andere stellen sich hypermoderne Luftschiffe vor, die das Wetter beeinflussen und die Luft reinigen. Und manche träumen vielleicht von fliegenden Autos, wie in „Zurück in die Zukunft“ oder „Das fünfte Element“ – endlich jedem großen Stau entkommen! Tatsächlich sollten wir mehr träumen und Elektromobilität neu denken.

Viele Utopien basieren auf der Sehnsucht, ganz alltägliche Probleme zu lösen. Ohne diese Visionen von ein paar neugierigen Vordenkern würde es keinen Fortschritt geben. Es wird immer Mutige geben, die mit bestehenden Konventionen brechen. Wer hätte sich vor einem knappen halben Jahrhundert schon vorstellen können, wie global vernetzt wir heute mit einem Mobiltelefon sind. Das Internet und der Ortungsdienst GPS haben die Welt näher zusammengebracht. Durch soziale Netzwerke, Navigationsdienste und Suchmaschinen entstanden völlig neue Möglichkeiten. Alle diese Ideen eint, dass sie ein eigentlich bekanntes Konzept komplett neu gedacht und dadurch eine technische Revolution ausgelöst haben.

Veränderungen sind nicht aufzuhalten

Und nun steht die Mobilität ebenso vor einem großen Wandel. Die Elektrifizierung des Straßenverkehrs ist weit mehr als ein neuer Antrieb – den gab es schon vor 100 Jahren. Städte werden sich verändern und von diesem Umbruch profitieren. Fahrzeuge, die leise sind und keine Emissionen mehr ausstoßen, machen das Leben in der Stadt lebenswerter. Doch hier endet die Geschichte nicht. Denn obwohl wesentliche Innovationen für diesen Umschwung bereits erdacht und verfügbar sind, fehlt es vielerorts noch an Visionen, welche neuen Möglichkeiten sich aus diesem Wandel ergeben. Doch wer in alten Denkmustern verharrt, wird am Ende zu den Verlierern gehören. Städte müssen sich den neuen Herausforderungen stellen – sie umarmen und ihre Chancen begreifen.

Um Elektromobilität zu ermöglichen, ist eine neue Ladeinfrastruktur nötig. Dafür gibt es zwei wesentliche Konzepte. Der zunächst einfache Weg scheint es zu sein, den bisherigen Tank einfach durch eine große Batterie zu ersetzen, die über Nacht wieder aufgeladen wird. Bei dieser sogenannten Depotladung können die Busse zwar hunderte Kilometer ohne Nachladen herumfahren, aber im Gegenzug mehrere Stunden nicht eingesetzt werden. Außerdem werden während dieser Zeit die meisten Busse gleichzeitig geladen, weshalb enorme Investitionen für den Ausbau des Depots erforderlich sind, um den großen Stromfluss stemmen zu können. Die eingesetzten großen Lithium-Ionen-Batterien wiegen mehrere Tonnen und machen den Bus schwer. Werden sie während der Fahrt zu stark entladen oder im Depot zu schnell aufgeladen, schadet das der Lebensdauer.

Linkker 12plus mit Pantograph
Elektrobusse wie der von Linkker brauchen nur zwei Minuten zum Laden und sind fit für die nächste Runde. Foto: Michael Vanya

Elektromobilität neu denken

Bei der Gelegenheitsladung wird nun ein völlig neuer Ansatz gewählt. Die Busse sind mit kleineren und damit auch leichteren Batterien ausgestattet. Sie werden unterwegs an Ladestationen auf der Strecke oder an Endhaltestellen superschnell wieder aufgeladen. Idealerweise verfügt die Batterie über eine spezielle Chemie wie LTO-Batterien, die so schnelles Laden schadlos verkraftet. Busse können durch das kurze, wiederholte Aufladen hunderte Kilometer pro Tag unterwegs sein. Die geringere autonome Reichweite spielt deswegen keine Rolle. Und um die verbrauchte Energie einer üblichen Route (etwa 10 km) wieder vollzuladen, sind nur wenige Minuten erforderlich. Die Busse von Linkker sind besonders schnell und brauchen dafür nur zwei bis drei Minuten. Die Fahrzeuge sind auf diese Weise rund um die Uhr einsetzbar und sehr kompatibel mit bestehenden Fahrplänen.

Auch in diesem Fall sind natürlich Investitionen in die Infrastruktur nötig – etwa Ladebügel für das Laden mittels Pantograph oder beispielsweise entsprechende Ladevorrichtungen für induktives Laden in der Fahrbahn. Allerdings mangelt an dieser Stelle ebenfalls noch an kreativen Lösungen, die den eingangs beschriebenen visionären Gedanken erkennen lassen. Elektromobilität ist die Zukunft, das mag kaum noch jemand bestreiten. Wir werden uns also öfter damit beschäftigen müssen, wie die dafür nötige Infrastruktur aussehen soll. Warum planen wir also nicht Haltestellen, die Ladepunkte für alle neuen Mobilitätskonzepte sind? Orte, an denen Busse wie auch Autos, Elektro-Scooter und E-Bikes frische Energie zapfen.

Nachhaltige Konzepte setzen sich durch

Warum nutzen wir die dezentrale Struktur nicht für Energiespeicher? Damit könnten Lastspitzen aufgefangen werden, die überschüssigen Strom speichern, wenn er günstig ist und abgeben, wenn eher ein Mangel herrscht. Busse könnten in einigen Fällen kurzfristig sogar selbst zu solchen Speichern werden. Womit ein weiteres, sehr wichtiges Thema angeschnitten wird. Wenn Fahrzeuge zukünftig mit Elektrizität fahren, dann sollte die idealerweise aus regenerativen Energiequellen kommen. Vor allem die Erzeugung von Strom aus Sonnenenergie ist inzwischen günstig wie nie. Da die Sonne aber nur tagsüber scheint, ist der Strom vor allem dann günstig. Es ist also nur logisch, wenn auch das Laden von Bussen in dieser Zeit erfolgt.

Und das ist alles nur ein Anfang. Wer einfach nur eine Batterie in ein Fahrzeug steckt und das die Zukunft nennt, wird zurecht kritisch betrachtet. Wir sollten Elektromobilität aber nicht mit Furcht begegnen, sondern sie als Chance begreifen. Mobilität wird mit Hilfe neuer Technologie komfortabler und effizienter. Es bieten sich völlig neue Möglichkeiten, über die heute noch viel zu wenig gesprochen wird. Manches davon können wir uns noch gar nicht vorstellen – so wie einst beim Internet.  Aber genau aus diesem Grund müssen wir alte Denkmuster auflösen und Elektromobilität neu denken. Und nebenbei leisten wir dennoch einen wichtigen Beitrag für das Klima. Denn allen Unkenrufen zum Trotz ist Elektromobilität ein Klimaretter, wenn sie neu und intelligent gedacht wird.